bloggt aus Bakum und aus seiner Welt

Schlagwort: Tradition

21. Februar – Internationaler Tag der Muttersprache

Heute ist der internationale Tag der Muttersprache und der eigenen Dialekte. Das Recht auf eigener Muttersprache ist ein Grundrecht eines jeden Menschen, denn die eigene Sprache steht für die Kultur und Tradition der Gemeinschaft, in der man aufgewachsen ist. Im Südoldenburger Raum ist dies der plattdeutscher Dialekt. Leider werden immer mehr Sprachen und Dialekte verdrängt, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Selbst bei uns in Südoldenburg sprechen nur noch wenig Menschen die traditionelle Sprache, das Plattdeutsch.

Das hat unterschiedliche Gründe, ein Grund ist der Zuzug von Menschen aus anderen Regionen. Zum Teil bringen sie ihre eigene Sprache mit. Als bisherige verbindliche Sprache wird in Deutschland Hochdeutsch gesprochen, sodass jeder Deutsch erlernen muss. Andererseits kann man Menschen aus anderen Kulturen nicht verbieten, ihre Muttersprache weiterhin zu pflegen. Damit die Menschen integriert werden, müssen sie die hiesige Sprache und Kultur neben ihrer eigenen akzeptieren. Das ist eine riesige Herausforderung für sie und unsere Region. Jeder Mensch darf aber in Deutschland auch seine eigene Muttersprache pflegen, was keineswegs selbstverständlich ist.

In nicht wenigen Gegenden der Welt werden Muttersprachen und Kulturen systematisch ausgerottet. Aktuelles Beispiel ist der Krieg in der Ukraine, die russische Dikatur führt diesen Krieg, um ihren Kulturraum mit Gewalt zu erweitern. Menschen, die sich der aufgezwungenen russischen Kultur nicht unterwerfen, werden ausgerottet. Ähnliches hört man aus China und anderen Regionen.

In anderen Räumen werden Sprachen mit politischer und wirtschaftlicher Macht verbindlich eingeführt, denken wir an die englische Sprache in Weltkonzernen, Universitäten, globalen Organisationen und der Weltwirtschaft. Mit der englischen Sprache wird aber auch die anglozentristische Weltsicht mit Macht eingeführt. Dass Englisch keinesfalls eine neutrale Weltsprache und Weltkultur ist, zeigt sich aktuell in der Tatsache, dass Großbritannien den Brexit, den Austritt aus der Europäischen Union, vollzogen hat und sich in den USA die nationalistische Ideologie von „America First“ zunehmend breit macht. Dies bedroht sogar zunehmend die internationale Stabilität und Friedensordnung. Mit zunehmender wirtschaftlicher Macht wird auch China mit seiner Kultur und Sprache Macht auf andere Länder und Kulturen ausüben.

Somit erhält der Welttag der Muttersprache ein besonderes Gewicht. Wir müssen für die Vielfalt der Kulturen, das Recht auf eigener Sprache kämpfen und uns gleichzeitig für mehr Völkerverständigung einsetzen, ohne dass andere Kulturen bedroht und ausgerottet werden. Die Europäische Union könnte hier ein Modell sein. 27 unterschiedliche Länder bilden freiwillig die europäische Union, gleichberechtigt in ihren unterschiedlichen Sprachen und Kulturen.

Die Website der Vereinten Nationen ist leider nur in den Sprachen arabisch, chinesisch, spanisch, englisch und französisch im Netz:

International Mother Language Day February 21

(Seite in englischer Sprache)

Hinweis: Ich erlerne gerade die neutrale, internationale Brückensprache Esperanto. Sie wird weltweit benutzt und dient dazu, die Völkerverständigung unter Menschen unterschiedlicher Kultur und Herkunft zu verbessern, ohne die anderen Sprachen und Kulturen zu verdrängen. Mehr erfährt man unter Esperanto.de.

Veränderungen im pastoralen Raum

Am 27.08.2023 hielt der Pfarrer nach dem Sonntagsgottesdienst eine lange Ansprache über die Veränderungen, die unserer katholischen Kirchengemeinde Bakum bevorstehen. In den Zeitungen und Medien wurde schon lange über die geplanten Reformen im Bistum Münster berichtet. Auch unsere Kirchengemeinde soll sich dem Kirchengemeindeverband im neuen „pastoralen Raum“ anschließen. Formal bleibt die Kirchengemeinde zwar bestehen, die Verwaltung wird aber vom übergeordneten Kirchengemeindeverbund übernommen. Die Pfarrei gibt also ihre Selbständigkeit auf. Darüber werden die Gremien unserer Pfarrei in Kürze abstimmen.

Auch in katholischen Regionen wie dem Oldenburger Münsterland ist die Krise der Kirche nicht ausgeblieben. Das Kirchenvolk wird immer kleiner. Immer mehr Menschen treten aus. Man hört in diesem Zusammenhang immer wieder skurrile Geschichten: Eltern lassen ihr Kind zwar noch taufen, treten aber kurz danach aus der Kirche aus. Oder: Kurz vor dem Austritt aus der Kirche feiert man noch groß die kirchliche Hochzeit und schließt den Ehebund vor dem Altar. Oder: Angehörige wünschen sich eine katholische Beerdigung, obwohl der Verstorbene vor Jahren aus der Kirche ausgetreten ist und sie selber auch seit Jahren nicht mehr in der Pfarrei gesehen wurden. Sie sind dann sogar verärgert, wenn dem Verstorbenen eine katholische Bestattung verwehrt wird.

Unser Pfarrer berichtete, dass in diesem Jahr bis August schon knapp vierzig Leute unserer Pfarrgemeinde aus der Kirche austraten. Im Jahr zuvor traten 66 Mitglieder unserer Pfarrei aus der Kirche aus. Als regelmäßiger Gottesdienstbesucher habe ich schon lange bemerkt, dass der Besuch der Messen auch in Bakum immer schwächer wird. Auch hier stimmt das Kirchenvolk mit den Füssen ab. Viele in Bakum sind zwar noch formal katholischer Konfession, haben aber mit Kirche gar nichts mehr am Hut. Selbst bei den Messen an hohen Feiertagen wie Weihnachten, Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern bleiben Kirchenbänke in den Kirchen leer.

Ich hatte schon sehr viele Gespräche mit Leuten, die die katholische Glaubens- und Morallehre sowie die „Kirche“ als „Institution“ komplett ablehnen. Sie sind zwar noch formal „katholisch“, im Herzen aber sind sie bereits schon lange aus dieser Kirche ausgetreten. Sie haben die Kirche seit Jahrzehnten nur noch selten von innen gesehen. Auf meine Frage, warum sie nicht längst die Konsequenz gezogen haben, auszutreten, reagierten die meisten gar nicht oder gar verärgert. Mir ist schon lange klar, dass es die „Kirche“, wie sie seit Jahrzehnten in Bakum existiert, sehr bald nicht mehr geben wird, spätestens dann, wenn die Pfarrgemeinde in Bakum keinen eigenen Pfarrer mehr hat. Ich will niemand aus der Kirche treiben, aber in Zukunft kommt kein Katholik mehr an der Frage vorbei, warum er sich zum katholischen Glauben und zur Kirche bekennt. Die „Volkskirche“, in der man traditionell „katholisch“ ist, stirbt aus.

Wir haben in unserer Gemeinde vier Kirchspiele. Vier Kirchen, in denen bislang noch Gottesdienste stattfinden. Die wenigen Katholiken, der noch knapp 5.000 Mitglieder der Pfarrei, die noch an Gottesdiensten teilnehmen, hätten in nur einer der vier Kirchen spielend Platz. Um es provokant zu formulieren, die Kirche könnte sich von drei der vier Kirchen in der Gemeinde Bakum problemlos trennen, weil sie nicht mehr (hässliches Wort:) benötigt werden. Die vier Kirchengebäude sind stumme Zeugen einer längst abgelaufenen Zeit. Auch außerhalb der Gottesdienste ist selten jemand in den vier Kirchen, um zum Beispiel dort zu beten oder dort zu verweilen. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als die Menschen draußen vor der Kirche standen, weil sie beim Gottesdienst keinen Platz mehr in ihr fanden. Sie feierten die Messe VOR der Kirche mit. Lang ist das her!

Ich weiß aber auch von Bakumern, die zwar noch „zur Kirche“ gehen, allerdings außerhalb von Bakum, zum Beispiel bei den Dominikanern in Füchtel oder in Vechta. Selbst wenn am Wochenende in der Gemeinde Bakum keine Messe angeboten würde, könnten diejenigen, die zum Gottesdienst wollen, jederzeit in Nachbargemeinden außerhalb von Bakum eine Messe mitfeiern. Die Welt geht für Christen also nicht wegen der zu erwartenden Veränderungen unter, wenn sie bereit sind, sich darauf einzustellen und alte Gewohnheiten zu ändern.

Aber nicht nur beim Gottesdienstangebot wird es sicherlich zu Änderungen kommen. Auf Dauer stellt sich zum Beispiel die Frage, ob die Kirche noch in der Gemeinde Bakum drei katholische Kindergärten unterhalten kann oder ob nicht auch einige der bisher kath. Kindergärten in kommunaler Trägerschaft wechseln sollten und nicht nur ein kath. Kindergarten in der Gemeinde Bakum ausreicht. Wer unbedingt möchte, dass sein Kind in einen kath. Kindergarten geht, kann das Kind dort anmelden.

Mit sinkenden Einnahmen der Kirche aus der Kirchensteuer wird sich diese Frage sicherlich früher oder später stellen. Alternativ müssen dann vielleicht andere Angebote für Kinder entwickelt werden, deren Eltern wünschen, dass ihre Kinder katholisch erzogen werden sollen. Die Kolpingjugend und die Landjugend gibt es ja schon bereits. Das gleiche gilt für die Friedhöfe. Ein katholischer Friedhof in der Gemeinde müsste ausreichen, es bleiben jetzt schon immer mehr Grabstellen leer. Eine oder mehrere der nicht mehr benötigten Kirchen könnten zum Beispiel in ein Kolumbarium umgewandelt werden, in denen Katholiken des jeweiligen Dorfes bestattet werden können. Dann hätten die Kirchen wenigstens nach ihrer Profanisierung noch eine Funktion.

Die strukturellen Veränderungen in der Kirche stellt an jeden Menschen, der sich zum katholischen Glauben bekennt, neue Herausforderungen. Sie gibt aber auch die Chance für eine Erneuerung der Kirche. Die christliche Gemeinde lebt vom Engagement und Bekenntnis eines jeden Christen und jeder Christin. Wer katholisch glauben und leben möchte, muss in Zukunft selber mehr aktiv dafür etwas tun: Etwas weiter fahren, um Gottesdienste zu feiern, vor Ort könnten in allen vier Kirchspielen der Gemeinde Bakum Gebetsgemeinschaften und Familienkreise wachsen oder neu entstehen.

Die Chance besteht, dass in weniger Kirchen und mit Gottesdienstangebote in dafür volleren Kirchen sich eine lebendige Gemeinde aus Christinnen und Christen bildet, die bewusst ihren katholischen Glauben gemeinsam feiern wollen. Warum sollen sich nicht Gläubige auch ohne Geistliche zu einer gemeinsamen Andacht oder zu einer gemeinsamen Aktivität treffen, wenn sie das möchten? Für die Feier der Sakramente treffen sich die Gläubigen dann dort, wo noch die Eucharistie gefeiert wird. Die bestehenden vier Kirchen, die Pfarrheime und die vielen bereits bestehenden Verbände bieten den Raum und den Rahmen dafür, dass ein katholisches Gemeindeleben auch in Zukunft stattfinden kann, wenngleich auch anders, als bisher.

Beitragsbild: Die Bakumer Kirche mit sandsteinfarbenen Steinen seitlich im Sonnenlicht fotografiert. Foto: Rosenbaum

Download: Strukturprozess Pastorale Räume – Kirchengemeindeverband (PDF)

Ostern Feuer gleich Osterfeuer

Auch in diesem Jahr brannte die Landjugend Bakum ihr Osterfeuer ab. Das Fest wurde von vielen Bakumer Familien besucht. Unser Blasorchester Musikverein Bakum spielte stimmungsvolle Osterlieder und die Leute unterhielten sich bei Bier und Bratwurst.

Das Osterfeuer ist eine alte christliche Tradition. Das Feuer wird von der Landjugend mit der Flamme der Osterkerze entzündet. Es drückt die Freude über die Auferstehung Jesu Christi aus.

Der Musikverein Bakum spielte Osterlieder

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