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Kategorie: Mobilität (Seite 1 von 2)

Themen zur Elektromobilität und zur Verkehrswende einer nachhaltigen Mobiltät

Meine alte Heimatstadt Oldenburg will ein grünes Dorf werden

Seit mehr als 35 Jahren lebe ich in Südoldenburg und fühle mich dort zuhause. Dennoch verfolge ich immer noch mit Interesse, was in der Großstadt Oldenburg passiert, in der ich geboren und aufgewachsen bin. Die Entwicklung von Oldenburg ist einerseits beeindruckend: Aus der 130.000 Einwohnerstadt (1970) ist eine Großstadt mit 175.000 Einwohnern entstanden. Im Herzen ist der Ur-Oldenburger aber immer noch recht provinziell geblieben. Die Oldenburger wollen zwar in einer Stadt leben, aber Verkehr und Leben mögen sie vor ihrer Haustür nicht.

Ein Beispiel ist, dass jetzt sogar der Vorschlag gemacht wurde, nicht nur in allen Nebenstraßen und Wohngebieten sondern auch in allen Hauptverkehrsstraßen der Stadt Tempo 30 einzuführen. Damit wäre das Stadtzentrum mit dem Auto kaum noch erreichbar. Das Tempo gilt nicht nur für Autos, sondern auch für den ÖPNV, der in Oldenburg durch die Busse der VWG gewährleistet wird.

Vor allem wird es aber für Leute aus dem Umland immer unattraktiver, mit dem Auto nach Oldenburg zu fahren. Das Parkplatzangebot im Stadtzentrum ist bereits jetzt reichlich knapp und es fallen Parkgebühren an. In Oldenburg wird gründlich kontrolliert, ob man die Parkgebühren bezahlt hat. Nach zwei Mahngebühren überlegt man sich, ob man noch nach Oldenburg fahren will. Dabei gibt es kaum Alternativen zum Auto für Einpendler in die Stadt. Von Vechta aus gibt es zum Beispiel keine Bahnverbindung nach Oldenburg. Auch mit dem Bus gibt es kaum attraktive Angebote, schnell in die Stadt zu fahren.

Die Leute, die unbedingt nach Oldenburg fahren müssen, werden dies auch weiter mit dem Auto tun. Die Verkehrsbelastung und der Verkehrslärm an den Hauptstraßen wird trotz Tempo 30 kaum abnehmen. Wirtschaftlich und kulturell hängt sich das Oberzentrum aber dann von seinem Umland ab.

Link IHK Oldenburg: IHK lehnt Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen ab

Beitragsbild: Die Oldenburger lieben es ruhig und grün, wie in dem im Stadtzentrum liegenden Schlossgarten.

Nachtrag: Ich erhalte gerade die Information, dass der Vorschlag entschärft worden sei. Das Tempo 30 soll nur noch zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens und nur auf einem Teil der Hauptverkehrsstraßen gelten. Allerdings wird die Lärmbelastung kaum sinken, da der Hauptverkehr in Oldenburg ja tagsüber ist, besonders während des morgendlichen und abendlichen Berufs- und Pendelverkehrs. Der Verkehr wird aber auch trotz Tempo 30 auch nachts kaum ruhiger werden.

Link Oldenburg.de: Zwischen 22 und 6 Uhr soll der Verkehr ruhiger laufen

Wird das Deutschlandticket wieder eingestellt?

Diese provokante Frage stelle ich als Titel vor diesen Artikel. Seit einiger Zeit hört man, dass das Deutschlandticket „teurer“ werden soll. Ursprünglich wurde es eingeführt, um mehr Menschen dazu zu bewegen, vom Auto in Bahn und Bus umzusteigen. Mehr als zehn Millionen Menschen nutzen derzeit das Deutschlandticket, darunter auch ich. Zuerst wurde es als 9-Euro-Ticket den Leuten schmackhaft gemacht, nach einer Einführungsphase der Preis auf 49 Euro angehoben. Jetzt wird die verkehrspolitische Wende rückwärts gemacht.

Das Deutschlandticket sei mit dem Preis von 49 Euro nicht mehr rentabel zu betreiben, der Preis müsse deutlich angehoben werden, heißt es. Es wurden schon Forderungen von 69 Euro für den Preis des Deutschlandtickets erhoben. Damit würde der Preis für das Deutschlandticket für viele so unattraktiv, dass der ÖPNV sicher wieder zahlreiche Kunden verlieren würde.

Das man mit Fahrtickets öffentliche Verkehrsangebote wirtschaftlich betreiben könne ist ebenso ein Märchen wie das Autobahnen und Straßen dem Bürger „kostenlos“ zur Verfügung gestellt werden können. In beiden Fällen zahlt der Staat und somit jeder Steuerzahler kräftig drauf. Die Kosten der Deutschen Bahn sowie aller kommunaler und regionaler Verkehrsunternehmen, ganz gleich, ob sie in öffentlicher oder privater Hand sind, werden zu zwei Drittel aus öffentlichen Mitteln finanziert.

Die Entscheidung über den Preis des Deutschlandtickets ist somit weniger wirtschaftlicher als politischer Natur. Wenn der Staat nicht bereit ist, mehr Mittel in öffentliche Verkehrsangebote zu investieren, erhöht man die Ticketpreise und stoppt den dringend notwendigen Ausbau öffentlicher Verkehrsangebote.

Mit dem Rechtsruck in Politik und Gesellschaft könnte es durchaus dazu kommen, dass man die Verkehrswende als Symbol grüner Politik stoppt und auf das Verbrennerauto und noch mehr Straßen setzt. Sowohl klimapolitisch als auch wirtschaftspolitisch wäre dies fatal. Denn auch das marode Straßensystem reicht für den wachsenden Verkehrsbedarf nicht aus. Wir werden nicht umhinkommen, mehr Verkehr in öffentliche Verkehrsmittel zu lenken. Es gibt keine Alternative zur Verkehrswende!

Titelbild: Blick aus einem dreckigen Zugfenster auf den Bahnsteig im Bahnhof Leer, Ostfriesland. Das Bild habe ich während einer meiner vielen Zugfahrten gemacht, die ich ohne das D-Ticket sicher nicht unternommen hätte.

Nachtrag: Wie ich gerade über das Radio erfahre, wird der Preis des Deutschlandtickets auf 58 Euro angehoben. Ich bin gespannt, wie sich das auf die Nachfrage des Angebotes auswirkt.

Meine Meinung zu efuels, Klimadiesel, HVO etc

Meine Meinung zu den sogenannten „klimaneutralen“ Kraftstoffen wie „efuels“, „Klimadiesel“, „HVO“ etc:

Keine Verbrennung von pflanzlichen Rohstoffen kann co2 – neutral sein, weil ja bei jeder Verbrennung CO2 in Form von Emissionen in die Umwelt frei gesetzt wird.

Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um synthetische, fossile oder andere pflanzliche Rohstoffe handelt. Auch Kohle, Erdgas und Öl entstanden vor Millionen Jahren aus abgestorbenen Pflanzenmaterial. Für mich ist die Behauptung einer „klimaneutralen“ Verbrennung und „klimaneutraler“ Kraftstoffe nichts anderes als eine Mogelpackung. Wir erreichen Klimaneutralität nur, wenn wir möglichst wenig CO2 und andere schädliche Abgase durch Verbrennung erzeugen und unsere Industrie, Mobilität und Wärmeerzeugung möglichst elektrifizieren.

Warum verspätet sich die Nordwestbahn so häufig?!

Als Deutschlandticket Kunde nutze ich oft die Nordwestbahn Linie RB 58 von Vechta nach Osnabrück oder nach Bremen. Und fast jedes Mal mache ich die Erfahrung, dass die Nordwestbahn unpünktlich ist. Am Bahnhof Vechta hört man die Ansage, dass die Bahn sich um fünf Minuten verspäte, nach fünf Minuten heißt es dann, die Bahn käme erst nach 10 Minuten und der Kunde kann sich darauf verlassen, dass auch diese Information nicht stimmt. Heute musste ich 20 Minuten auf die Abfahrt nach Bremen warten. Als Begründung wurde zunächst die Vorfahrt eines anderen Zuges und später eines Defektes an einer Schranke genannt. Nach einer halben Stunde Fahrt mit der Nordwestbahn gingen die Motoren des Zuges bereits wieder in Wildeshausen aus. Der Zug müsse auf den Gegenzug warten, hieß es in einer automatischen Zugansage. Nach einer weiteren Viertelstunde wurde die Fahrt zum Bremer Hauptbahnhof dann fortgesetzt.

Auf der Rückfahrt ging es pünktlich am Bremer Hauptbahnhof los, aber schon in Delmenhorst gingen die Motoren der Bahn wieder aus. Als Grund wurde wieder die Vorfahrt eines Zuges angegeben. Natürlich mussten wir auch eine Extrapause in Wildeshausen einlegen, weil wir dort auf den Gegenzug warten mussten. Der Zugführer war so freundlich, den Gästen mitzuteilen, dass sie auf dem Bahnsteig „frische Luft schnappen“ dürften, bis die Motoren wieder angehen. Für Raucher eine willkommene Gelegenheit zu einer Zigarettenpause. Danach ging die Fahrt weiter und mit einer Verspätung von einer knappen Viertelstunde erreichte die Nordwestbahn dann wieder Vechta.

Ein wenig rätselhaft ist für mich die Erklärung der Verspätungen mit der „Vorfahrt“ eines anderen Zuges. Benutzt die Nordwestbahn zwischen Delmenhorst und Wildeshausen noch einen Streckenabschnitt, auf dem auch Züge der Deutschen Bahn AG fahren? Hatte auf der Hinfahrt nach Bremen zu vor ein Zug zwischen Osnabrück und Bramsche Vorfahrt vor der RB 58? Ansonsten fahren auf der Strecke zwischen Wildeshausen und Bramsche eigentlich nur Züge der Nordwestbahn. Dann könnte auf der eingleisigen Strecke höchstens der Gegenzug der Nordwestbahn „Vorfahrt“ haben. Logisch nachvollziehbar ist für jeden Kunden der Nordwestbahn, dass ein erheblicher Grund der ständigen Verspätungen die Eingleisigkeit der Bahnstrecke ist. Verspätet sich nur ein Zug, wirkt sich das wie ein Dominoeffekt auf alle anderen Züge beider Richtungen aus, denn der Gegenzug muss immer in einem Bahnhof warten, bis das Gleis für die Weiterfahrt frei ist.

Es ist dringend notwendig, dass die Strecke möglichst schnell ausgebaut wird! Denn dort sind täglich Tausende Menschen unterwegs. Das weiß man als regelmäßiger Kunde. Und alle anderen können sich gerne auf dem Vechtaer Bahnhof davon überzeugen, denn dort ist reger Betrieb beim Einsteigen und Aussteigen der Züge. Nicht nachvollziehbar ist für mich allerdings die stets unzuverlässige Fahrgastinformation. Die Informationen in der App, in der Anzeige am Fahrkartenautomaten und der Anzeige am Bahnsteig sowie die Ansagen unterscheiden sich und sind selten korrekt. Zumindest dieses Problem müsste die Nordwestbahn doch lösen können!

Auch die Angaben auf der Anzeige im Zug stimmen selten. Heute erreichte die Nordwestbahn Vechta um 18:38 Uhr.

Das Bahnchaos symbolisiert die Krise in Deutschland

Nirgendwo wird deutlicher sichtbar, wo unser Gemeinwesen in Deutschland steht, wie auf einem Bahnhof. Deutschland stand einmal für Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, für Erfinderreichtum und Technik. Und für ein geordnetes Gemeinwesen. Das war einmal!

Gestern war ich mit der Bahn unterwegs nach Münster. Da ich am Samstag meine Fahrt von Vechta nach Osnabrück unterbrechen musste, weil die Strecke ab Bramsche gesperrt wurde, entschloss ich mich diesmal, von Diepholz aus zu starten. Zu meinem Ärger hatte ich wieder vergessen, VOR Fahrtantritt zu überprüfen, ob die Bahn auch wirklich fährt.

Denn man kann sich heute nicht mehr sicher sein, dass die Bahn pünktlich ist und ob sie überhaupt fährt. Fast bei jeder Bahnfahrt läuft irgendetwas verkehrt. Ein Zug hat Verspätung, einen Motorschaden, die Strecke ist gesperrt, weil ein Zug liegen geblieben ist oder ein Gegenzug erwartet wird oder ein anderer Zug gerade „überholt“. Mein Zug hatte ein „Defekt“ und in Diepholz erfuhr ich, dass er mit einer prognostizierten Verspätung von einer halben Stunde erwartet würde. Daraus wurden 40 Minuten. Hätte ich dies vorher gewusst, hätte ich den nächsten Zug eine Stunde später genommen und eine Dreiviertelstunde Aufenthalt am schaurig-schönen Diepholzer Bahnhof erspart

Die Hinfahrt nach Münster gestaltete sich dann für mich relativ reibungslos, weil ich das Glück hatte, einen anderen Zug von Osnabrück nach Münster nehmen zu können. Mit Westfahlenzug fuhr ich recht angenehm in die Westfalenstadt und besichtigte alle Weihnachtsmärkte in der City.

Nach dem Stadtbummel erlebte ich dann das Bahnchaos im ansonsten recht ansprechenden Münsteraner Bahnhof. Pausenlos wurden Verspätungen und Zugausfälle angekündigt. Auch mein Zug konnte erst mit zehn Minuten Verspätung abfahren, denn vorher wurde noch ein ICE in Richtung Hamburg erwartet, der sich mit 40 Minuten verspätet hatte. Ein anderer ICE in Richtung Stuttgart fiel ganz aus. Die Verspätungen und Ausfälle im Fernverkehr sind angesichts der teuren Bahntarife inakzeptabel. Im Nahverkehr kann man ja derzeit mit dem Deutschlandticket relativ günstig reisen, oft sogar genauso schnell oder sogar noch schneller als mit den teuren Fernreisezügen.

Mein Regionalzug nach Osnabrück fuhr erst mit 10 Minuten Verspätung los. Unterwegs musste er stoppen, weil er von einem anderen Zug „überholt“ wurde. Zum Glück war die Verspätung aber nicht so groß, dass ich den Anschlusszug nach Diepholz erreichte, der vom Nachbargleis abfuhr. Wenn ich nicht mit dem Deutschlandticket relativ günstig fahren könnte, würde ich keine Bahn benutzen. Ich kann jeden Autofahrer verstehen, der die Bahn meidet. Allerdings hat auch das Autofahren seine Schattenseiten. Der katastrophale Zustand der Autobahnen, die ständigen Baustellen und Staus und der zunehmend aggressive Straßenverkehr sind für mich gute Gründe, weiterhin das Bahnchaos In Kauf zu nehmen.

Sowohl der Zustand der Straßen und unserer öffentlichen Verkehrsangebote sind katastrophal und dies zeigt, dass in Deutschland so einiges nicht mehr „rund“ läuft und die einst stolze Erfinder- und Unternehmernation im Abstieg begriffen ist.

Meine Bilanz: ein Monat mit dem Deutschland-Ticket unterwegs

Früher war ich ziemlich skeptisch über den Sinn und Zweck das Deutschlandtickets. Mit dem Deutschlandticket kann man bundesweit jedes Verkehrmittel im Nahverkehr nutzen. Seit einem Monat habe ich eins und meine Meinung hat sich komplett geändert.

Obwohl es bei uns auf dem Land nur einen schlecht ausgebauten ÖPNV gibt, bin ich mit dem Deutschlandticket viel mobiler und zu einem mehr oder weniger begeisterten Bahnfahrer geworden. Da die Bahnfahrt ja bereits „bezahlt“ ist, neige ich schon eher mal dazu, mich auf eine Bahnfahrt zu begeben. Man fährt man mit dem Auto zum nächsten Bahnhof, stellt das Auto auf dem Park & Ride Parkplatz ab, fährt mit der Bahn in die Stadt und kann dort bummeln. Mit dem Deutschlandticket kann man in jeden Bus und jede U-Bahn einsteigen und sich in der Stadt frei bewegen. Ums Auto braucht man sich nicht zu kümmern. Die Parkplatzsuche, Parkgebühren und der Stress beim Autofahren im Stadtverkehr entfällt. Na dem Besuch der Stadt geht es mit der Bahn entspannt zurück und mit dem Auto fährt man die „letzte Meile“ nach Hause.

Mit der Bahn habe ich schon jetzt Fahrten gemacht, die ich mit dem Auto vielleicht nicht gemacht hätte. Mit dem Zug bietet sich das geradezu an. Ich war in diesem Monat schon in Hamburg, Dortmund und Bremerhaven.

Auch nach und innerhalb von Berlin konnte ich das Deutschlandticket gut gebrauchen. Nach Osnabrück fahre ich von meiner Kreisstadt gerne nach Osnabrück. Der Bahnhof Altstadt ist ganz nahe bei der Altstadt.

Bild: In Dortmund vor dem Dortmunder U

Auf weiteren Strecken braucht man nur Fahrkarten für die Schnellzüge (IC, ICE) zu buchen. Also letztendlich die Fahrkahrte vom nächsten, größeren Fernbahnhof und zurück. Für Nahverkehrszüge ist der Fahrtpreis bereits im Deutschlandticket enthalten. Oft dauert die Fahrt mit den Regionalbahnen oft nicht viel länger als den „Schnellzügen“, weil auch die Fernreisezüge recht unzuverlässig und mit Verspätungen fahren.

Auf der anderen Seite landet man mit dem Regionalzug nicht selten auf dem Abstellgleis und muss warten, weil der Zug laut Ansage „überholt“ oder von einem anderen Zug „gekreuzt“ wird. Bei der Bahn gibt es klare Hierarchien. Der ICE hat immer Vorfahrt, der IC folgt und das letzte Glied ist die Nahverkehrsbahn. Da kann es sogar vorkommen, dass selbst ein IC mal „warten“ muss, weil ein anderer Zug Vorrang hat. Und da es auch bei den ICE zu Verspätungen kommt, bringt dies den ganzen Fahrplan bei der Bahn durcheinander. Man kann bei einer Reise nur darauf hoffen, dass die nachfolgenden Anschlusszüge sich auch entsprechend verspäten. Ich habe es auch schon erlebt, dass ich aufgrund einer Verspätung eines Anschlusszuges, den ich normalerweise nicht hätte erreichen können, schneller als geplant ans Ziel ankam.

Die Bahn ist herrlich unberechenbar. Man muss immer damit rechnen, dass etwas geschieht, womit man nicht gerechnet hat. Und jede Bahnfahrt ist auch ein kleines Abenteuer. Nicht selten wird der Bahnsteig des Anschlusszuges kurzfristig geändert, auf dem die Fahrt weiter geht. Wenn die Weiche nicht funktioniert oder der Motor, der Computer oder sonst etwas „ausfällt“, bleibt sowohl ein ICE aus auch ein Regionalzug stehen. Als Bahnfahrer braucht man Geduld und ausreichend Sitzfleisch. Aber das braucht ein Autofahrer im Stau auf der Autobahn ebenfalls. Während der Staat immens in die Autobahnen investiert, auf dem die Autos dennoch im Stau stehen, ist die Bahn das Stiefkind der autozentrierten Nation geblieben. Zum Leidwesen aller Bahnfans. Dennoch kommt man mit der Bahn unter Umständen genauso schnell ans Ziel wie mit dem Auto, und das relativ stressfrei.

Die Verkehrswende braucht sicherere Bahnhöfe

Im letzten Beitrag habe ich noch geschrieben, dass ich mir überlege, das Deutschlandticket zu holen. Gestern war ich mit dem Niedersachsenticket und der Bahn unterwegs auf einer Tagestour nach Hamburg. Es hat alles sehr gut geklappt. Für 25 Euro nach Hamburg und zurück und die Möglichkeit, das Angebot der Hamburger Verkehrsbetriebe zu nutzen, sind super. Damit ist man sehr mobil und braucht sich um die Anreise und Abreise kaum zu kümmern, vorausgesetzt, die Züge fahren auch wirklich.

Im Nahverkehr dauert es mit dem Metronom, der stündlich fährt, nur etwas länger als mit den Schnellzügen. Innerhalb Hamburg ist fast jedes Ziel mit öffentlichen Verkehrsmittel bequem erreichbar, das alles ist im Deutschlandticket bzw. Niedersachsenticket inklusive. Mit dem ICE von Bremen nach Hamburg braucht man fast genauso lang und fährt nach Hamburg kaum schneller. Der Preis für die Bahn von Vechta nach Hamburg und zurück beträgt schon mit 55 Euro alleine mehr als das Deutschlandticket, man hat Zugbindung und kann keinen ÖPNV in Hamburg nutzen (Außer bei der An- und Abreise).

Der einzige Haken sind die Bahnhöfe. Vor kurzer Zeit wurde über die Kriminalität in den Bahnhöfen berichtet. Man fühlt sich auf einem Bahnhof nicht sicher. Ich wurde auf den Bahnhöfen in Bremen und Hamburg vielfach direkt um Geld angebettelt und von Unbekannten angesprochen. „Können Sie mir mit 80 Cent helfen?“ Der nächste Schritt ist, dass man jederzeit bestohlen werden kann. Ich wurde nicht nur von jungen Männern angebettelt, die auf mich als durchaus arbeitsfähig wirkten, sondern auch von mehreren Frauen. Eine Frau behauptete, sie habe zwei Kinder und benötige Geld zum Essen, auch für ihre Kinder. Ich gab ihr fünf Euro. Einer anderen gab ich 2,80 Euro für die Straßenbahn. Im Nachherein denke ich, dass dies keine gute Idee war. Schon das Öffnen des Portemonnaies und eine Ablenkung kann eine Diebstahlsfalle sein.

Auf jeden Fall schrecken solche Erlebnisse von der Benutzung öffentlicher Verkehrsangebote ab, vor allen Frauen und ältere Menschen! Das ist auch ein Problem für die Verkehrswende. Will man die Leute motivieren, statt das Auto die Bahn zu benutzen, muss man die Sicherheit und den Schutz vor Belästigung auf Bahnhöfen deutlich verbessern. Sonst benutzen die Leute lieber ihre SUV Panzer, die ihnen vor unangenehmen Erlebnissen Schutz bieten.

Deutschlandticket auf dem Land?

Seit ein paar Tagen denke ich darüber nach, ob ich das Deutschlandticket doch einmal ausprobiere. Auf die Idee hat mich ein Bakumer Ehepaar gebracht, das mit dem 9-Euro-Ticket auf den Geschmack kam und das 49-Euro-Ticket rege weiter benutzt. Wenn ich das Paar treffe, berichten mir die beiden begeistert, was sie schon mit dem Deutschlandticket alles erfahren und erlebt haben. Das hat mich neugierig gemacht.

Eigentlich lohnt sich das Deutschlandticket bei uns im Kreis Vechta nicht. Denn es gibt hier keinen attraktiven Nahverkehr. Das Bundesland Niedersachsen hat den drittschlechtesten ÖPNV, und Vechta ist, was das Verkehrsangebot angeht, in den hinteren Rängen Niedersachsens. Ohne Auto ist man hier hoffnungslos aufgeschmissen.

Seit kurzer Zeit gibt es zwar auch im Kreis Vechta neben den selten fahrenden Regio-Bussen einen Anrufbuss. Er fährt seit kurzer Zeit mehrmals am Werktag zwischen Vechta, Cloppenburg und meinem Wohnort, aber benutzt habe ich ihn nur selten. Der Anrufbus fährt allenfalls stündlich, und man muss die Fahrt eine Stunde vor Fahrtbeginn per App oder Telefon bestellen. Abends und am Wochenende fährt der Anrufbus nicht. Die Benutzung muss also wohlüberlegt geplant werden, spontan sich für den Bus entscheiden, ist nicht möglich. Oft ist man schneller mit dem Rad am Ziel. Das Taxi nach Vechta kostet 25 Euro, nach Cloppenburg wohl das Doppelte, ist also auch nur im Ausnahmefall eine Alternative.

Die Nordwestbahn fährt von Vechta oder Cloppenburg nach Oldenburg, Bremen oder Osnabrück. Die Fahrt von und nach Bremen oder Osnabrück dauert mindestens eine, eher zwei Stunden, denn man muss ja auch immer zum Bahnhof, wenn man mit dem Zug fahren will. Bahn und Bus dauern deshalb immer länger als eine Autofahrt. Das sind die Nachteile des lokalen ÖPNV.

Attraktiv wird das Deutschlandticket dagegen zum Beispiel für Tagestouren in die Städte. Man erspart sich die stressige Autofahrt nach und innerhalb von Bremen, Hamburg oder Hannover, kann überall Bus, U-Bahn und S-Bahn benutzen, die mühselige Parkplatzsuche entfällt ebenfalls. In Städten kann man sich so sehr flexibel mit dem dort gut ausgebauten ÖPNV bewegen, ohne sich darum kümmern zu müssen, das Auto mitzunehmen.

Mit dem Klapprad kann man aber auch auf dem Land entlang der Nordwestbahn an einem Punkt aussteigen und am anderen Punkt wieder einsteigen. Auch das finde ich interessant. Ich habe letztens eine tolle Radtour bis nach Rechterfeld gemacht und bin mit der Bahn zurück nach Vechta gefahren. Vom Bahnhof nach Hause fuhr ich dann wieder mit dem Rad.

Übrigens, mit dem Deutschlandticket kann man sogar den Anrufbus bei uns im Landkreis benutzen. Mit einer Flatrate im Nahverkehr braucht man sich keine Gedanken mehr über Tickets machen. Einfach einsteigen und losfahren. Und von einem anderen Punkt wieder nach Hause fahren.

Ein weiterer Grund, sich das Deutschlandticket zu gönnen: Wenn man schon die Möglichkeit hat, jederzeit in einen Bus oder eine Bahn zusteigen, vielleicht ist man dann etwas mobiler und öfters unterwegs. So ein Deutschlandticket motiviert, Verkehrsangebote auch zu nutzen. Sollte dies nicht der Fall sein, kann man es auch monatlich wieder kündigen.

Last but not least ist die Nutzung des Nahverkehrs auf dem Land auch ein bisschen Abenteuer. So ähnlich wie Interrail fahren in der Abiturientenzeit. Komme ich, wie geplant, am Ziel an? Wenn mehr Menschen den Nahverkehr nutzen würde, würde er vielleicht auch mehr ausgebaut. Und muss es umgekehrt heißen: Nur wenn es seinen besseren Nahverkehr gibt, wird man auch mehr Menschen in die Busse und Bahnen locken. Das Fazit fällt zu diesem Thema etwas schwierig aus.

Mit oder ohne Rad und dem Deutschlandticket in die große Welt? Bildbeschreibung: ein älterer Mann mit Brille und roter Outdoorjacke und einem zusammengefalteten Faltrad an einem Bahnsteig.

VW ID.3 datensparsam fahren

Seit zwei Wochen hat mein #Elektroauto #VW ID.3 die neueste Softwareversion 3.2. Die größte Neuigkeit ist, dass das Fahrzeug nun personalisiert ist. Bei jedem Start muss ich mich mit einem Nutzerkonto anmelden. Zu Anfang fühlt man sich regelrecht geschmeichelt, wenn das Auto einem mit dem Namen begrüßt. So schmeichelhaft dies ist, es hat auch seine Schattenseiten: Jedes Nutzerkonto hat seine eigene Privatsphäre-Einstellung. Je nach den Einstellungen sammelt das Fahrzeug jede Menge Daten und ordnet sie dem jeweiligen Nutzerkonto zu.

Im Onlinemodus ist das Fahrzeug direkt mit dem Server von #Volkswagen verbunden. Übermittelt wird unter anderem der Standort des Fahrzeugs und das aktive Nutzerkonto. Wahrscheinlich werden alle anderen Daten auch übermittelt: Fahrdauer, Strecke, Geschwindigkeit, Ladezustand uvm. Gleichzeitig kann der Nutzer im Online-Modus mit seiner Mobil-App jederzeit den Ladezustand und die Klimatisierung des Fahrzeugs regeln und kontrollieren.

Im Offlinemodus werden die Daten nicht an den Volkswagen Server gesendet, der Nutzer kann aber auf das Fahrzeug auch nicht mehr mit seiner Mobil App zugreifen. Die meisten Nutzer werden wohl das Fahrzeug immer im Online Modus fahren. Damit kann Volkswagen wohl ständig auf fast alle Fahrten der Nutzer und den Standort des Fahrzeugs zugreifen. Volkswagen kennt alle Fahrtziele und Fahrtzeiten und den Fahrstil der Nutzer. Das Fahrzeug wird damit zur Datenkrake. Nicht jeder möchte, dass der Autohersteller bei jeder Fahrt quasi mitreist. Wer dies nicht möchte, muss sich eine Strategie überlegen, seine Privatsphäre zu schützen.

Eine einfache Lösung, die ständige Überwachung des Fahrzeugs durch den Autokonzerns zu verhindern, ist der Offline-Modus bei allen Alltagsfahrten, bei denen man unterwegs nicht unbedingt auf das Fahrzeug zugreifen muss. Bei den Reisen, während man mit der Mobil App unterwegs auf das Fahrzeug zugreifen möchte, fährt man im Online Modus. Dann kann man zum Beispiel während eines Ladevorgangs etwas anderes erledigen und mit dem Handy überwachen, ob das Auto lädt und welchen Ladezustand hat. Oder man kann die Klimatisierung vor Beginn der Fahrt einstellen.

Ich mache es jetzt so, dass ich das Fahrzeug im Gastzustand und im Offline Modus fahre, wenn ich nicht darauf zugreifen möchte. Wenn ich im Online Modus fahren will oder die Möglichkeit haben möchte, auf das Fahrzeug während des Ladevorgangs oder mit meiner Mobil-App darauf zugreifen zu können, melde ich mich mit meinem Nutzerkonto an.

Kleiner Nachtrag: Man kann auch nur im Gastmodus fahren und zwischen dem Online- und dem Offlinemodus wählen. Im Gastmodus findet gar keine Personalisierung statt. Allerdings hat man dann auch keinen Zugriff mehr auf das Fahrzeug mit der Mobil-App. Da dann der Online-Modus für den Nutzer keinen Sinn macht, sollte man das Fahrzeug im Gastmodus immer im Offline-Modus fahren. Und genau hier ist der Haken. Wenn man den Komfort von Onlineservices bei Volkswagen nutzen möchte, geht dies nur zu dem Preis, dass man seine Nutzungsdaten dem Autokonzerns zur Verfügung stellt.

Der letzte Abschnitt wurde am 17. August 2023 noch einmal überarbeitet.

Neue Software für meinen VW ID.3

Heute beginnt ein neues Zeitalter in meinem Leben als Fahrer eines Elektroautos. Mein VW ID.3 erhielt das derzeit aktuellste Update 3.2. Aktueller sind derzeit nur neu ausgelieferte VW ID.3 Fahrzeuge, sie haben bereits die aktuellste Version 3.5, erklärte mir der Servicemitarbeiter der VW Werkstatt. Eigentlich sollte das Elektroauto von Volkswagen längst Updates over the Air (Softwareupdate über das Internet) erhalten. Doch bislang klappt das noch nicht, man muss in die Werkstatt fahren, wo das durchgeführt wird. Bislang funktioniert dies immer noch nur bei Tesla.

Mit dem Software Update wird das Auto regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht. Im Update ist auch eine verbessertes Motor- und Hochvoltmanagements enthalten, was dazu führen kann, dass das Auto noch effizienter fährt und schneller lädt. Ob dies schon bei diesem Update erfolgte, kann ich noch nicht beurteilen. Aber beim ersten Blick fiel mir auf, dass mich das Auto nun als Nutzer erkennt. Außerdem ist die Benutzeroberfläche auf den beiden Bildschirmen schon jetzt sehr verbessert worden. Man sieht nun den Ladezustand des Akkus in Prozent und den aktuellen Verbrauch des Fahrzeugs.

Mit dem Service meiner Werkstatt bin ich sehr zufrieden. Das Auto wurde innerhalb eines Tages komplett gewartet, ich bekam kostenlos einen Ersatzwagen und Volkswagen hat den Service komplett bezahlt. Am Ende half mir der Servicemitarbeiter, mich wieder als Hauptnutzer beim Auto anzumelden.

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