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Hat der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) in Deutschland Zukunft?

Gestern beschäftigte ich mich in meinem Blog-Artikel „Mobilität wieder ohne Deutschlandticket?“, ob man ohne das Deutschlandticket im Nahverkehr mobil sein kann. Das Ergebnis war: Es ist fast unmöglich.

Das Deutschlandticket ist derzeit alternativlos. Ohne Deutschlandticket scheitert man an der Kleinstaaterei im Nahverkehr, denn für den ÖPNV sind die Kommunen und Bundesländer verantwortlich. Das hat zu einer Unzahl an kommunalen Verkehrsbetrieben und Verkehrsverbünden geführt, die ihre eigenen Tarifgebiete haben. Spätestens wenn man die Grenzen eines Verkehrsverbundes überschreitet, braucht man ein neues Ticket.

Allein in Vechta gibt es OM-Bus, Wilmering, Moobilplus und die Nordwestbahn. Will man ohne das Deutschlandticket eine Ticket für eine Einzelfahrt kaufen, wird es kompliziert. Jedes Verkehrsunternehmen hat seinen eigenen Tarif. Der Kauf eines gemeinsamen Tickets ist gar nicht möglich.

Benutzt man Apps wie den Fahrplaner (VBN) oder den DB Bahn Navigator, erhält man zwar eine Fahrplanauskunft, aber keinen Preis für das Ticket. Man kann höchstens ein Niedersachsenticket kaufen, das niedersachsenweit gilt. Ob man damit Moobilplus oder Wilmering Linienbusse nutzen kann, sollte man allerdings vorher erfragen.

Das eigentliche Problem des Nahverkehrs in Deutschland wurde mit dem Deutschlandticket überdeckt: Das undurchsichtige Dickicht an Verkehrsbetrieben, -verbänden und Interessen. Und die damit verbundene Ineffizienz unseres Nahverkehrs. Die gegensätzlichen Interessen und Zuständigkeiten werden dazu führen, dass man sich über die Übernahme der Kosten für ein gemeinsames Deutschlandticket nicht einigen wird, ganz gleich, wie teuer man das Deutschlandticket macht. Je teurer das Deutschlandticket wird, desto weniger attraktiv ist es für die Leute.

Mit der Zukunft des Deutschlandtickets und des ÖPNV in Deutschland sieht es so lange schlecht aus, so lange der ÖPNV nicht effizienter und moderner organisiert wird. Wir brauchen weniger Verkehrsverbünde und ein einheitliches Bezahlungs- und Tarifsystem für alle öffentlichen Nahverkehrsangebote.

Mobilität wieder ohne Deutschlandticket?

Seit zwei Jahren bin ich mit dem Deutschlandticket mobil. Ursprünglich kostete es 49 Euro, dann 58 Euro pro Monat. Ab kommenden Jahr soll das Deutschlandticket auf 64 Euro angehoben werden. Sicher werde ich mir auch für diesen Preis das Deutschlandticket abonnieren, aber nicht für das gesamte Jahr. Zumindest in den Wintermonaten überlege ich mir bei einer weiteren Anhebung des Preises, ob ich das Deutschlandtickets für diesen Zeitraum kündige. In den Wintermonaten bin ich nicht so viel unterwegs wie im Sommer.

Welche Alternativen gäbe es für mich?

  • Das Auto – statt Bahn und Bus wieder mehr mit dem Elektroauto fahren.
  • BahnCard 50 – Mit der BC50 kann man für 15 Euro nach Osnabrück oder Bremen und zurück fahren. Da die Preise von Regionalzügen (die oft genauso schnell wie Schnellverbindungen sind) mit der BC50 relativ günstig sind, zahlt sich das im Bahnverkehr auch aus, wenn man nicht mit Superspartarifen fahren kann. Nachteil: Jedes Ticket muss vor Fahrtbeginn gekauft werden. Mit BC50 Rabbat geht dies nur mit dem DB Navigator. Die BahnCard 50 kostet allerdings auch Geld und lohnt sich nur, wenn man auch sonst öfter Flextarife im Fernverkehr nutzt. Da sie für Senioren „nur“ 82 Euro mehr als die BC25 kostet, ist sie für mich eine Option.
  • ÖPNV – Hier wird es kompliziert. Tickets kann man mit den Apps DB Navigator und den Apps der Verkehrsbetriebe oder Verkehrsverbünde kaufen. Jede Fahrt muss mit der App vor Fahrtbeginn gekauft werden. Dazu muss die Start- und Endhaltestelle bekannt sein. Einzelkarten sind im ÖPNV relativ teuer. Eine Einzelfahrkarte in Oldenburg kostet 2,90 Euro. Bei zwei Fahrten ist man schnell 6 Euro los. Dafür kann man dann auch Parkgebühren zahlen. ÖPNV werde ich ohne Deutschlandticket wohl nur im Ausnahmefall nutzen. Zu kompliziert und zu teuer!
  • Rad oder zu Fuß – Als Alternative zum ÖPNV könnte ich auch auf mein Klapp-Ebike setzen. Es lässt sich im Auto und Zug leicht mitnehmen. Von Bremen Hauptbahnhof und Osnabrück-Altstadt. Bahnhof ist man allerdings recht schnell auch zu Fuß in der Innenstadt. Aber ich könnte das Rad benutzen, um vom P+R Parkplatz in die Innenstadt zu fahren.

Fazit: Auf das Deutschlandticket zu verzichten bedeutet für mich, auf Mobilität zu verzichten. Fahrten mit Bus und Bahn müssen vorher sorgfältig geplant werden. Spontan in Bus und Bahn einsteigen und losfahren geht nicht mehr. Der ÖPNV wird für mich ohne Deutschlandticket absolut unattraktiv. Daher lohnt sich der Verzicht aufs Deutschlandticket für mich nur in den absoluten Wintermonaten, in denen man vielleicht nur selten nach Bremen, Oldenburg oder Osnabrück fahren möchte und sonst eher zuhause bleibt.

Ich weiß nicht, was die sich in der Politik da so ausdenken. Eine Verteuerung des Deutschlandtickets führt nur dazu, dass weniger Leute Bus und Bahn benutzen, mehr Einnahmen wird es nicht in das System bringen.

Was kommt, wenn das Deutschlandticket floppt?

Die Zukunft des Deutschlandtickets bleibt weiterhin ungeklärt. Dabei geht es hauptsächlich um die Finanzierung der Flatrate. Kommunen, Länder und der Bund streiten sich darüber, wer das wachsende Defizit ausgleicht. Verschärft wird dies dadurch, dass in Deutschland das einheitliche Nahverkehrsticket an einem festen monatlichen Preis gekoppelt ist, aber die Kosten zum Beispiel für das Personal ständig wächst, nicht zu letzt aufgrund starker Gewerkschaften und hohem Grad an Tarifbindung in dem Sektor. Hinzu kommen die steigenden Ausgaben für den Erhalt und die Modernisierung öffentlicher Verkehrsangebote. Das vorprogrammierte Finanzloch könnte dazu führen, dass das Deutschlandticket in seiner jetzigen Form abgeschafft wird. Was wäre die Alternative für das jetzige Deutschlandticket?

Da lohnt sich der Blick in andere Länder. Ich war letztens in Brünn. Dort kann man mit einer Chipkarte, App oder auch direkt mit Kreditkarte fahren. Dazu muss man sich vor Fahrtantritt einloggen und vor dem Austieg ausloggen. In Straßburg funktionierte es ähnlich mit App oder Chipkarte. In den Niederlanden kann man mit der OV-Chipkaart landesweit jeden Zug oder jede Straßenbahn nutzen.

Falls in Deutschland das Deutschlandticket mit günstigem Monatstarif abgeschafft wird, sollte auch in Deutschland ein einheitliches Ticketsystem eingeführt werden, bei dem man mit Kredit- oder Chipkarte jedes Nahverkehrsmittel nutzen kann. Am besten mit einer Chipkarte und Tarifen, die bei einer häufigen Nutzung günstige Rabbatpreise bis zu einer monatlichen Höchstgrenze abrechnet. Zugleich sollte die Chipkarte übertragbar sein und man müsste damit auch mehrere Personen (Familie) zu günstigen Preisen mitnehmen können. Dann könnten es Familien und Wohngemeinschaften gemeinsam nutzen und das neue Ticket würde für weitere Zielgruppen interessant, die mit dem jetzigen Deutschlandticket nicht erreicht werden.

Mein neues Deutschlandticket ist eingetroffen – als Chipkarte

Nach meinem Ärger mit der Deutschen Bahn ist nun mein neues Deutschlandticket als Chipkarte bei mir eingetroffen. Ich hatte es letzte Woche bei der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) bestellt, und schon heute ist die neue Karte da, die ich dann ab nächsten Monat wieder nutzen kann. Mit diesem Ticket kann nich dann wieder den gesamten Nahverkehr und ÖPNV in ganz Deutschland nutzen.

Seit erst wenigen Tagen kann ich nicht mehr auf mein Account bei der Deutschen Bahn zugreifen. Damit gingen dort alle digitalen Tickets einschließlich des Deutschlandtickets verloren. Trotz mehrerer Anrufe und Austauschs von Emals konnte das Problem nicht gelöst werden. Es gelang mir aber, das Deutschlandticket bei der DB zu kündigen. Mein neues Deutschland kann ich nun ganz unabhängig von meinem Smartphone nutzen.

Natürlich kann man auch eine Chipkarte verlieren, aber in Bremen befindet sich das BSAG-Kundencenter in der Innenstadt, es ist problemlos auch per Internet und Telefon erreichbar und hoffentlich gibt es dort einen wesentlich besseren, persönlicheren Service als bei der DB. Zumindest dieses Jahr kann ich dann noch vom unkomplizierten Fahren mit dem Deutschlandticket profitieren. Wie es im nächsten Jahr weiter geht, weiß ich noch nicht.

Die Bahn blockiert meinen Kundenaccount

Seit letzten Donnerstag kann ich nicht mehr auf meinen Account bei der Deutschen Bahn zugreifen. Weder über die DB Navigator App noch über die Website der Deutschen Bahn. Nachdem ich bei meinem „Login“ Benutzernamen und Passwort eingegeben hatte, musste ich zur Verifizierung eine Zahlenfolge eingeben, die mir per Email zugeschickt wurde. Als ich diese Zahlenfolge eingab, erschien eine Fehlermeldung: Es tut uns leid, ein interner Serverfehler ist aufgetreten.

Soweit, so schlecht. Natürlich habe ich das mehrmals versucht, unter anderem auch mit meiner Email als Benutzernamen. Zuletzt bekam ich die Meldung: „Sie haben sich zu oft angemeldet“. Beim Anruf bei der Hotline wurde mir mitgeteilt, dass mein Fall an die zuständigen Stellen weitergeleitet werde. Die Störung könne wohl zwei Stunden dauern. Als ich beim zweiten Mal bei der Hotline wegen meines Anliegens nachfragte, wurde ich mehr oder weniger unfreundlich abgefertigt. Ich müsse Geduld haben, es könne mehrere Tage dauern, bis mein Anliegen bearbeitet werde.

Ich erklärte der Mitarbeiterin, dass ich nun weder meine digitale BahnCard noch mein digitales Deutschlandticket nutzen könne und so faktisch von der Nutzung der Bahn ausgeschlossen sei. Die Dame sagte mir, ich könne mir ja anderweitig eine Bahnkarte kaufen

Ich habe bislang von der Bahn weder eine Bestätigung meines Falls via Email noch eine Reaktion erhalten, wann ich auf meinen Kundenaccount zugreifen kann. Außer der Hotline gibt es keine weitere Möglichkeit, den Kundenservice der Deutschen Bundesbahn zu erreichen. Auch ist es mir nicht einmal möglich, mein Deutschlandticket bei der Deutschen Bahn zu kündigen. Der Digitalzwang wird zur digitalen Zwangsabhängigkeit und zum Albtraum für mich.

In den Nutzungsbedingungen des Kundenkontos heißt es:

Wir können nicht gewährleisten, dass das Kundenkonto jederzeit unterbrechungsfrei über alle Touchpoints verfügbar ist und fehler- und störungsfrei funktioniert. Aufgrund von technischen Umständen, die möglicherweise nicht in unserem Einflussbereich liegen, kann es zu Ausfällen, insbesondere zu einer zeitweisen kompletten oder teilweisen Nichterreichbarkeit kommen. Dies gilt auch im Falle von Wartungsmaßnahmen in einem angemessenen Umfang. Sie haben keinen Anspruch darauf, dass Sie das Kundenkonto jederzeit nutzen können.

Ohne ein digitales Kundenkonto ist die Nutzung des öffentlichen Verkehrsmittels Bahn fast gar nicht mehr möglich. Stationäre Verkaufsstellen für Bahntickets gibt es fast gar nicht mehr. Die Bahn kann dann nur noch über die Fahrkartenautomaten genutzt werden, die auch immer weniger verfügbar sind.

Update (10.02.2025): Gestern habe ich meinen Fall auf die Facebookseite der Deutschen Bahn gepostet und erhielt als Reaktion die lapidare Antwort, ich solle mich an die Hotline wenden (toll!) oder eine Email an fahrkartenservice@bahn.de schicken.
Inzwischen habe ich von der Bahn eine Email zugeschickt in der ich gebeten werde die Daten meines Smartphones, des Betriebssystems, der Version der App und was weiß ich auch noch alles senden soll.

Ich teile mit, dass ich ein Google Pixel mit dem Betriebssystem GrapheneOS und die DB Navigator sowie den Firefox Browser sowohl auf meinem IPad als auch meinem Ubuntu Notebook nutze.

Als Antwort erhalte ich die Aufforderung, den Safari auf meinem IPad und den Chrome in den Einstellungen als Standardbrowser einzurichten. (Unglaublich!)

Inzwischen fand ich heraus, dass ich das Deutschlandticket über ein Kündigungsformular kündigen kann. Das habe ich gemacht und warte nun darauf, dass mein Deutschlandticket bei der Deutschen Bahn gekündigt wird. Die Bestätigung meiner Kündigung war nach wenigen Minuten in meinem Emailpostfach.

Mein neues Deutschlandticket als Chipkarte bei der BSAG ist auch bestellt.

Ich habe mir jetzt mit der gleichen Emailadresse (und meiner Emailadresse als Benutzername) ein neues Kundenkonto eingerichtet. (Das geht bei bahn.de!) Damit ist der Fall für mich erst einmal erledigt. Mit dem neuen Account kann ich dann meine Fernverkehrstickets kaufen. Den DB Navigator werde ich nicht mehr benutzen, die Tickets werde ich ausdrucken. Meine Nahverkehrsfahrten werde ich ab nächsten Monat mit dem Deutschlandticket der BSAG (Bremer Straßenbahn AG) abwickeln.

Die Deutsche Bahn und ihr Kundenservice

Gestern habe ich mich am Abend mit dem Tarifdschungel der Deutschen Bahn beschäftigt. Was ist Sparpreis, Super Sparpreis, Flexpreis, was bringt die Bahncard25 und die Bahncard50 und wie kombiniert man dies am besten mit dem Deutschlandticket? Es ist kompliziert! Die Bahncard50 lohnt sich eigentlich nur, wenn man mit dem Flextarif fährt. Ansonsten erhält man mit der Bahncard50 auf Spartickets wie mit der Bahncard25 nur 25% Rabbat. Auch eine Kombination des Deutschlandtickets mit den Bahncards lohnt sich in der Regel kaum, da der Fahrtpreis für die Gesamtfahrt kaum geringer wird als für Teilstrecken, auf dem man Fernferkehrszüge benutzt, während man das Deutschlandticket in den Nahverkehrsverbindungen, bei mir von meinem Bahnhof bis Bremen oder Osnabrück, einsetzt.

Da bei einer Kombination des Deutschlandtickets mit Fernverkehrstickets man Fahrgastrechte nur für die Fernverbindungen geltend machen kann, kann man das Deutschlandticket nicht mit Spartickets kombinieren. Wenn der Regionalzug ausfällt, verpasst man unter Umständen den gebuchten Fernzug und das Sparticket verfällt. Daher müsste man die Fernverbindung mit einem Flextarif buchen. Mit dem Sparticket ist die gesamte Fahrt fast immer günstiger als mit dem Flextarif und der Bahncard. Ein Vorteil hat die Bahncard50 gegenüber der Bahncard25: Man kann Spartickets noch bis zum Vortag stornieren. Soweit das Resultat meiner Untersuchung. Richtig kapiert habe ich das System allerdings immer noch nicht.

Guter Kundenservice ist dieser Tarifdschungel nicht. Aber den gibt es bei der Bahn ja bekanntlich sowieso nicht. Denn selten fahren die Züge pünktlich und fallen sogar oft aus. Auch dies ist ein Grund, bei Fernfahrten immer das Ticket für die ganze Fahrt zu bestellen, um wenigstens Fahrgastrechte wahrnehmen zu können. Hinzu kommt, dass meisten Angebote nur noch digital nutzbar sind. Wer mit der benutzerunfreundlichen App nicht klar kommt oder gar kein Smartphone benutzt, ist aufgeschmissen. Gestern stellte ich auch zufällig mit, dass meine Kreditkarte neu eingerichtet werden musste, weil die alte abgelaufen ist. SEPA Lastschrift funktioniert bei mir auch nicht mehr. Also richtete ich mir meine neue Kreditkarte als Zahlungsmittel ein.

Die Email mit dem Hinweis, dass mein Konto bei der Bahn geändert wurde, kam in englischer Sprache. Wer des Englischen nicht mächtig ist, konnte mit der Email nichts anfangen. Bei der Bahn sind Menschen, die kein Englisch können und nicht mit dem digitalen Chaosangebot klar kommen, hoffnungslos aufgeschmissen. Das ist Service bei der Deutschen Bahn. Thank you for traveling with the Deutsche Bahn!

Wird das Deutschlandticket wieder eingestellt?

Diese provokante Frage stelle ich als Titel vor diesen Artikel. Seit einiger Zeit hört man, dass das Deutschlandticket „teurer“ werden soll. Ursprünglich wurde es eingeführt, um mehr Menschen dazu zu bewegen, vom Auto in Bahn und Bus umzusteigen. Mehr als zehn Millionen Menschen nutzen derzeit das Deutschlandticket, darunter auch ich. Zuerst wurde es als 9-Euro-Ticket den Leuten schmackhaft gemacht, nach einer Einführungsphase der Preis auf 49 Euro angehoben. Jetzt wird die verkehrspolitische Wende rückwärts gemacht.

Das Deutschlandticket sei mit dem Preis von 49 Euro nicht mehr rentabel zu betreiben, der Preis müsse deutlich angehoben werden, heißt es. Es wurden schon Forderungen von 69 Euro für den Preis des Deutschlandtickets erhoben. Damit würde der Preis für das Deutschlandticket für viele so unattraktiv, dass der ÖPNV sicher wieder zahlreiche Kunden verlieren würde.

Das man mit Fahrtickets öffentliche Verkehrsangebote wirtschaftlich betreiben könne ist ebenso ein Märchen wie das Autobahnen und Straßen dem Bürger „kostenlos“ zur Verfügung gestellt werden können. In beiden Fällen zahlt der Staat und somit jeder Steuerzahler kräftig drauf. Die Kosten der Deutschen Bahn sowie aller kommunaler und regionaler Verkehrsunternehmen, ganz gleich, ob sie in öffentlicher oder privater Hand sind, werden zu zwei Drittel aus öffentlichen Mitteln finanziert.

Die Entscheidung über den Preis des Deutschlandtickets ist somit weniger wirtschaftlicher als politischer Natur. Wenn der Staat nicht bereit ist, mehr Mittel in öffentliche Verkehrsangebote zu investieren, erhöht man die Ticketpreise und stoppt den dringend notwendigen Ausbau öffentlicher Verkehrsangebote.

Mit dem Rechtsruck in Politik und Gesellschaft könnte es durchaus dazu kommen, dass man die Verkehrswende als Symbol grüner Politik stoppt und auf das Verbrennerauto und noch mehr Straßen setzt. Sowohl klimapolitisch als auch wirtschaftspolitisch wäre dies fatal. Denn auch das marode Straßensystem reicht für den wachsenden Verkehrsbedarf nicht aus. Wir werden nicht umhinkommen, mehr Verkehr in öffentliche Verkehrsmittel zu lenken. Es gibt keine Alternative zur Verkehrswende!

Titelbild: Blick aus einem dreckigen Zugfenster auf den Bahnsteig im Bahnhof Leer, Ostfriesland. Das Bild habe ich während einer meiner vielen Zugfahrten gemacht, die ich ohne das D-Ticket sicher nicht unternommen hätte.

Nachtrag: Wie ich gerade über das Radio erfahre, wird der Preis des Deutschlandtickets auf 58 Euro angehoben. Ich bin gespannt, wie sich das auf die Nachfrage des Angebotes auswirkt.

Warum verspätet sich die Nordwestbahn so häufig?!

Als Deutschlandticket Kunde nutze ich oft die Nordwestbahn Linie RB 58 von Vechta nach Osnabrück oder nach Bremen. Und fast jedes Mal mache ich die Erfahrung, dass die Nordwestbahn unpünktlich ist. Am Bahnhof Vechta hört man die Ansage, dass die Bahn sich um fünf Minuten verspäte, nach fünf Minuten heißt es dann, die Bahn käme erst nach 10 Minuten und der Kunde kann sich darauf verlassen, dass auch diese Information nicht stimmt. Heute musste ich 20 Minuten auf die Abfahrt nach Bremen warten. Als Begründung wurde zunächst die Vorfahrt eines anderen Zuges und später eines Defektes an einer Schranke genannt. Nach einer halben Stunde Fahrt mit der Nordwestbahn gingen die Motoren des Zuges bereits wieder in Wildeshausen aus. Der Zug müsse auf den Gegenzug warten, hieß es in einer automatischen Zugansage. Nach einer weiteren Viertelstunde wurde die Fahrt zum Bremer Hauptbahnhof dann fortgesetzt.

Auf der Rückfahrt ging es pünktlich am Bremer Hauptbahnhof los, aber schon in Delmenhorst gingen die Motoren der Bahn wieder aus. Als Grund wurde wieder die Vorfahrt eines Zuges angegeben. Natürlich mussten wir auch eine Extrapause in Wildeshausen einlegen, weil wir dort auf den Gegenzug warten mussten. Der Zugführer war so freundlich, den Gästen mitzuteilen, dass sie auf dem Bahnsteig „frische Luft schnappen“ dürften, bis die Motoren wieder angehen. Für Raucher eine willkommene Gelegenheit zu einer Zigarettenpause. Danach ging die Fahrt weiter und mit einer Verspätung von einer knappen Viertelstunde erreichte die Nordwestbahn dann wieder Vechta.

Ein wenig rätselhaft ist für mich die Erklärung der Verspätungen mit der „Vorfahrt“ eines anderen Zuges. Benutzt die Nordwestbahn zwischen Delmenhorst und Wildeshausen noch einen Streckenabschnitt, auf dem auch Züge der Deutschen Bahn AG fahren? Hatte auf der Hinfahrt nach Bremen zu vor ein Zug zwischen Osnabrück und Bramsche Vorfahrt vor der RB 58? Ansonsten fahren auf der Strecke zwischen Wildeshausen und Bramsche eigentlich nur Züge der Nordwestbahn. Dann könnte auf der eingleisigen Strecke höchstens der Gegenzug der Nordwestbahn „Vorfahrt“ haben. Logisch nachvollziehbar ist für jeden Kunden der Nordwestbahn, dass ein erheblicher Grund der ständigen Verspätungen die Eingleisigkeit der Bahnstrecke ist. Verspätet sich nur ein Zug, wirkt sich das wie ein Dominoeffekt auf alle anderen Züge beider Richtungen aus, denn der Gegenzug muss immer in einem Bahnhof warten, bis das Gleis für die Weiterfahrt frei ist.

Es ist dringend notwendig, dass die Strecke möglichst schnell ausgebaut wird! Denn dort sind täglich Tausende Menschen unterwegs. Das weiß man als regelmäßiger Kunde. Und alle anderen können sich gerne auf dem Vechtaer Bahnhof davon überzeugen, denn dort ist reger Betrieb beim Einsteigen und Aussteigen der Züge. Nicht nachvollziehbar ist für mich allerdings die stets unzuverlässige Fahrgastinformation. Die Informationen in der App, in der Anzeige am Fahrkartenautomaten und der Anzeige am Bahnsteig sowie die Ansagen unterscheiden sich und sind selten korrekt. Zumindest dieses Problem müsste die Nordwestbahn doch lösen können!

Auch die Angaben auf der Anzeige im Zug stimmen selten. Heute erreichte die Nordwestbahn Vechta um 18:38 Uhr.

Das Bahnchaos symbolisiert die Krise in Deutschland

Nirgendwo wird deutlicher sichtbar, wo unser Gemeinwesen in Deutschland steht, wie auf einem Bahnhof. Deutschland stand einmal für Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, für Erfinderreichtum und Technik. Und für ein geordnetes Gemeinwesen. Das war einmal!

Gestern war ich mit der Bahn unterwegs nach Münster. Da ich am Samstag meine Fahrt von Vechta nach Osnabrück unterbrechen musste, weil die Strecke ab Bramsche gesperrt wurde, entschloss ich mich diesmal, von Diepholz aus zu starten. Zu meinem Ärger hatte ich wieder vergessen, VOR Fahrtantritt zu überprüfen, ob die Bahn auch wirklich fährt.

Denn man kann sich heute nicht mehr sicher sein, dass die Bahn pünktlich ist und ob sie überhaupt fährt. Fast bei jeder Bahnfahrt läuft irgendetwas verkehrt. Ein Zug hat Verspätung, einen Motorschaden, die Strecke ist gesperrt, weil ein Zug liegen geblieben ist oder ein Gegenzug erwartet wird oder ein anderer Zug gerade „überholt“. Mein Zug hatte ein „Defekt“ und in Diepholz erfuhr ich, dass er mit einer prognostizierten Verspätung von einer halben Stunde erwartet würde. Daraus wurden 40 Minuten. Hätte ich dies vorher gewusst, hätte ich den nächsten Zug eine Stunde später genommen und eine Dreiviertelstunde Aufenthalt am schaurig-schönen Diepholzer Bahnhof erspart

Die Hinfahrt nach Münster gestaltete sich dann für mich relativ reibungslos, weil ich das Glück hatte, einen anderen Zug von Osnabrück nach Münster nehmen zu können. Mit Westfahlenzug fuhr ich recht angenehm in die Westfalenstadt und besichtigte alle Weihnachtsmärkte in der City.

Nach dem Stadtbummel erlebte ich dann das Bahnchaos im ansonsten recht ansprechenden Münsteraner Bahnhof. Pausenlos wurden Verspätungen und Zugausfälle angekündigt. Auch mein Zug konnte erst mit zehn Minuten Verspätung abfahren, denn vorher wurde noch ein ICE in Richtung Hamburg erwartet, der sich mit 40 Minuten verspätet hatte. Ein anderer ICE in Richtung Stuttgart fiel ganz aus. Die Verspätungen und Ausfälle im Fernverkehr sind angesichts der teuren Bahntarife inakzeptabel. Im Nahverkehr kann man ja derzeit mit dem Deutschlandticket relativ günstig reisen, oft sogar genauso schnell oder sogar noch schneller als mit den teuren Fernreisezügen.

Mein Regionalzug nach Osnabrück fuhr erst mit 10 Minuten Verspätung los. Unterwegs musste er stoppen, weil er von einem anderen Zug „überholt“ wurde. Zum Glück war die Verspätung aber nicht so groß, dass ich den Anschlusszug nach Diepholz erreichte, der vom Nachbargleis abfuhr. Wenn ich nicht mit dem Deutschlandticket relativ günstig fahren könnte, würde ich keine Bahn benutzen. Ich kann jeden Autofahrer verstehen, der die Bahn meidet. Allerdings hat auch das Autofahren seine Schattenseiten. Der katastrophale Zustand der Autobahnen, die ständigen Baustellen und Staus und der zunehmend aggressive Straßenverkehr sind für mich gute Gründe, weiterhin das Bahnchaos In Kauf zu nehmen.

Sowohl der Zustand der Straßen und unserer öffentlichen Verkehrsangebote sind katastrophal und dies zeigt, dass in Deutschland so einiges nicht mehr „rund“ läuft und die einst stolze Erfinder- und Unternehmernation im Abstieg begriffen ist.

Meine Bilanz: ein Monat mit dem Deutschland-Ticket unterwegs

Früher war ich ziemlich skeptisch über den Sinn und Zweck das Deutschlandtickets. Mit dem Deutschlandticket kann man bundesweit jedes Verkehrmittel im Nahverkehr nutzen. Seit einem Monat habe ich eins und meine Meinung hat sich komplett geändert.

Obwohl es bei uns auf dem Land nur einen schlecht ausgebauten ÖPNV gibt, bin ich mit dem Deutschlandticket viel mobiler und zu einem mehr oder weniger begeisterten Bahnfahrer geworden. Da die Bahnfahrt ja bereits „bezahlt“ ist, neige ich schon eher mal dazu, mich auf eine Bahnfahrt zu begeben. Man fährt man mit dem Auto zum nächsten Bahnhof, stellt das Auto auf dem Park & Ride Parkplatz ab, fährt mit der Bahn in die Stadt und kann dort bummeln. Mit dem Deutschlandticket kann man in jeden Bus und jede U-Bahn einsteigen und sich in der Stadt frei bewegen. Ums Auto braucht man sich nicht zu kümmern. Die Parkplatzsuche, Parkgebühren und der Stress beim Autofahren im Stadtverkehr entfällt. Na dem Besuch der Stadt geht es mit der Bahn entspannt zurück und mit dem Auto fährt man die „letzte Meile“ nach Hause.

Mit der Bahn habe ich schon jetzt Fahrten gemacht, die ich mit dem Auto vielleicht nicht gemacht hätte. Mit dem Zug bietet sich das geradezu an. Ich war in diesem Monat schon in Hamburg, Dortmund und Bremerhaven.

Auch nach und innerhalb von Berlin konnte ich das Deutschlandticket gut gebrauchen. Nach Osnabrück fahre ich von meiner Kreisstadt gerne nach Osnabrück. Der Bahnhof Altstadt ist ganz nahe bei der Altstadt.

Bild: In Dortmund vor dem Dortmunder U

Auf weiteren Strecken braucht man nur Fahrkarten für die Schnellzüge (IC, ICE) zu buchen. Also letztendlich die Fahrkahrte vom nächsten, größeren Fernbahnhof und zurück. Für Nahverkehrszüge ist der Fahrtpreis bereits im Deutschlandticket enthalten. Oft dauert die Fahrt mit den Regionalbahnen oft nicht viel länger als den „Schnellzügen“, weil auch die Fernreisezüge recht unzuverlässig und mit Verspätungen fahren.

Auf der anderen Seite landet man mit dem Regionalzug nicht selten auf dem Abstellgleis und muss warten, weil der Zug laut Ansage „überholt“ oder von einem anderen Zug „gekreuzt“ wird. Bei der Bahn gibt es klare Hierarchien. Der ICE hat immer Vorfahrt, der IC folgt und das letzte Glied ist die Nahverkehrsbahn. Da kann es sogar vorkommen, dass selbst ein IC mal „warten“ muss, weil ein anderer Zug Vorrang hat. Und da es auch bei den ICE zu Verspätungen kommt, bringt dies den ganzen Fahrplan bei der Bahn durcheinander. Man kann bei einer Reise nur darauf hoffen, dass die nachfolgenden Anschlusszüge sich auch entsprechend verspäten. Ich habe es auch schon erlebt, dass ich aufgrund einer Verspätung eines Anschlusszuges, den ich normalerweise nicht hätte erreichen können, schneller als geplant ans Ziel ankam.

Die Bahn ist herrlich unberechenbar. Man muss immer damit rechnen, dass etwas geschieht, womit man nicht gerechnet hat. Und jede Bahnfahrt ist auch ein kleines Abenteuer. Nicht selten wird der Bahnsteig des Anschlusszuges kurzfristig geändert, auf dem die Fahrt weiter geht. Wenn die Weiche nicht funktioniert oder der Motor, der Computer oder sonst etwas „ausfällt“, bleibt sowohl ein ICE aus auch ein Regionalzug stehen. Als Bahnfahrer braucht man Geduld und ausreichend Sitzfleisch. Aber das braucht ein Autofahrer im Stau auf der Autobahn ebenfalls. Während der Staat immens in die Autobahnen investiert, auf dem die Autos dennoch im Stau stehen, ist die Bahn das Stiefkind der autozentrierten Nation geblieben. Zum Leidwesen aller Bahnfans. Dennoch kommt man mit der Bahn unter Umständen genauso schnell ans Ziel wie mit dem Auto, und das relativ stressfrei.

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