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Zu Besuch bei Topio – öffentlicher Raum für den Datenschutz in Berlin

Der Verein Topio informiert und hilft Menschen dabei, sich fit zu machen in digitaler Selbstbestimmung und Schutz ihrer Privatsphäre. Fast jeder Mensch hat heute ein mobiles Gerät, mit dem man fast den ganzen Tag online ist. Die modernen Betriebssysteme und Anwendungen sammeln ununterbrochen Information, die an staatliche oder private Institutionen weitergesandt werden. Aus den Daten können Persönlichkeitsprofile gebildet werden. Doch es gibt auch Alternativen dazu, Geräte, die mit freier Software ausgerüstet sind, die keine Daten sammeln und an Dritte weitergeben.

Topio ist einer von mehreren Vereinen, die darüber informieren und Menschen helfen, ihren Computer, Laptop, Handy oder Tablet mit einer solchen Software auszustatten. Topio hat einen eigenen Stand in der Markthalle in Berlin-Moabit, auf dem sie zu bestimmten Zeiten die Beratung anbieten. Ich war neugierig, mir das mal selber anzusehen, denn ich kenne Topio durch das alternative freie Soziale Netzwerk Mastodon. So fuhr ich kürzlich nach nach Moabit in die Arminiusmarkthalle, die alleine einen Besuch wegen des auch sonst interessanten Angebotes wert ist.

Ich war gleich zu Beginn der Öffnungszeiten dort und sprach mit einem jungen Mann, der die Beratung macht. Ich hatte aber nur kurz dazu Zeit, denn die Leute standen schon Schlange, um sich beraten zu lassen. Ein Mann wollte sein Handy „entgoogeln“. Der Mann half ihm, das googlefreie LineageOS auf dem Handy zu flashen, und nahm sich viel Zeit dazu. Während dessen wartete ein Anderer, der sich bei Topio ein Gerät ausleihen wollte, weil sein Gerät in Reparatur war. In meinen Gesprächen erfuhr ich, dass einige Leute mit GrapheneOS nicht so gute Erfahrung gemacht haben sollen. Sie hatten GrapheneOS selber installiert und einiges soll nicht funktioniert haben, der Akku auch sehr schnell leer gewesen sein. Umgekehrt habe ich dies aber auch über LineageOS gehört. Auch bei Linux gab es auf vielen Computern ähnliche Erfahrungen.

Ich habe mir bislang nur Handys gekauft, auf denen googlefreie Betriebssysteme vorinstalliert waren, und bislang noch keine schlechten Erfahrungen gesammelt. Sowohl bei meinem Fairphone mit /e/Os als auch bei meinem neuen Google Pixel Handy mit GrapheneOS gibt es für mich Probleme. Aus dem, was ich gehört habe, war es keine schlechte Investition, von Profis vorinstallierte Smartphones gekauft zu haben, auch wenn das deutlich teurer ist. Es ist sehr schade, dass noch viel zu wenige Smartphones, Computer, Laptops und Tablets mit freier Software angeboten wird. Je mehr Menschen Geräte mit freier Software nutzen würden, desto eher würden sich diese Systeme auch durchsetzen und der Datensammelwut der Konzerne Google, Microsoft und Apple Grenzen setzen.

Die Beratung durch Vereine wie Topio ist ehrenamtlich und kostenlos. Diese wichtige Beratung verdient, noch viel bekannter zu werden. Es gibt eine Alternative zu Google und Apple und zu den vielen Apps, deren Dienste man mit der Preisgabe der eigenen Privatsphäre teuer bezahlen muss: Geräte und freie Programme, die keine Daten sammeln. Man muss sich nur die Mühe machen, sich darüber zu informieren, wo es diese Geräte und die Programme gibt. Ich helfe gerne weiter, wenn es ein Interesse daran gibt.

Das GrapheneOS Smartphone einrichten

Vor einigen Tagen habe ich das googlefreie Smartphone mit dem Custom Android Betriebssystem GrapheneOS erhalten. Es hat nur ganz wenige Apps vorinstalliert, einen Browser, einen Dateimanager, SMS, Telefonapp, Kontakte, Kamera, Galerie und das wars dann schon fast.

Der große Vorteil gegenüber dem Google Stock Android ist, dass es bei GrapheneOS keine Bloatware auf dem Gerät gibt; Apps, die man nicht benötigt, die aber vorinstalliert sind und die man nicht entfernen kann. Der Nachteil ist, dass man sich jede App installieren muss, die man braucht, um mit dem Handy im Alltag klar zu kommen. Zum Beispiel den Kalender, Email, Messenger, Navigation, Musikplayer etc.

Dazu muss muss man sich einen oder mehrere App Stores installieren, denn auch die fehlen auf dem Smartphone. Da man auf einem Open Source Handy möglichst Open Source Apps installiert, bietet sich als erstes F-Droid an. Die APK lädt man sich von der Homepage https://f-droid.org/ herunter. Mittlerweile gibt es im F-Droid bereits schon viele Apps für fast jede Anwendung. Ich habe installiert:

*= Signal Foss lässt sich nur mit einer zusätzlichen Paketquelle aus f-droid installieren. Die Paketquelle muss man in der F-Droid App einrichten.

Meine Kalender- und Adressen verwalte ich über die kostenlose Nextcloud auf hosting.de und synchronisiere sie von dort aus mit allen Geräten, auch meinem GrapheneOS Handy. In KeePass sind nur Passwörter von Anwendungen gespeichert, die ich unterwegs brauchen könnte.

Alle diese Apps mit freier Software funktionieren ohne die Google Play Dateien. Für bestimmte Apps, die ohne die Google Play Dateien nicht funktionieren. Dazu zählen der DB Bahn Navigator, die VW-App für meinen VW ID.3 und WhatsApp. Da ich auf diese Apps nicht verzichten kann, habe ich mir ich mir dazu einen eigenen Benutzer mit den Google Play Diensten auf meinem Handy eingerichtet. Mit Aurora kann man aus dem Google Play Store die gewünschten Apps installieren, die nur mit den Google Play Diensten laufen. Die Google Play Dienste und Apps laufen auf GrapheneOS in einer Sandbox und haben keine Möglichkeit, auf andere Apps – und vor allem – auf meine privaten Daten zuzugreifen. Sobald ich den Benutzer mit den Google Apps schließe, sind diese Apps komplett abgeschaltet.

Wenn möglich benutze ich anstatt der Apps den Browser, zum Beispiel für soziale Netzwerke wie (Facebook, Twitter), Mastodon.

Bestimmte Apps funktionieren gar nicht auf meinem Gerät, zum Beispiel Banking, Google Pay oder Apple Pay. Wer darauf nicht verzichten möchte, muss sich ein Google oder ein Apple Handy holen. Für meine Banking App und andere Anwendungen, die nur mit Apple oder Google funktionieren, habe ich zuhause noch ein IPad. Unterwegs bezahle ich mit Karte oder Bargeld, dafür brauche ich kein Handy. Je weniger sensible Anwendungen und Daten auf dem Handy sind, desto geringer ist auch die Gefahr, dass sie missbraucht werden, wenn das Handy mal in falsche Hände gerät.

Der Artikel wurde aktualisiert.

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