Diese provokante Frage stelle ich als Titel vor diesen Artikel. Seit einiger Zeit hört man, dass das Deutschlandticket „teurer“ werden soll. Ursprünglich wurde es eingeführt, um mehr Menschen dazu zu bewegen, vom Auto in Bahn und Bus umzusteigen. Mehr als zehn Millionen Menschen nutzen derzeit das Deutschlandticket, darunter auch ich. Zuerst wurde es als 9-Euro-Ticket den Leuten schmackhaft gemacht, nach einer Einführungsphase der Preis auf 49 Euro angehoben. Jetzt wird die verkehrspolitische Wende rückwärts gemacht.

Das Deutschlandticket sei mit dem Preis von 49 Euro nicht mehr rentabel zu betreiben, der Preis müsse deutlich angehoben werden, heißt es. Es wurden schon Forderungen von 69 Euro für den Preis des Deutschlandtickets erhoben. Damit würde der Preis für das Deutschlandticket für viele so unattraktiv, dass der ÖPNV sicher wieder zahlreiche Kunden verlieren würde.

Das man mit Fahrtickets öffentliche Verkehrsangebote wirtschaftlich betreiben könne ist ebenso ein Märchen wie das Autobahnen und Straßen dem Bürger „kostenlos“ zur Verfügung gestellt werden können. In beiden Fällen zahlt der Staat und somit jeder Steuerzahler kräftig drauf. Die Kosten der Deutschen Bahn sowie aller kommunaler und regionaler Verkehrsunternehmen, ganz gleich, ob sie in öffentlicher oder privater Hand sind, werden zu zwei Drittel aus öffentlichen Mitteln finanziert.

Die Entscheidung über den Preis des Deutschlandtickets ist somit weniger wirtschaftlicher als politischer Natur. Wenn der Staat nicht bereit ist, mehr Mittel in öffentliche Verkehrsangebote zu investieren, erhöht man die Ticketpreise und stoppt den dringend notwendigen Ausbau öffentlicher Verkehrsangebote.

Mit dem Rechtsruck in Politik und Gesellschaft könnte es durchaus dazu kommen, dass man die Verkehrswende als Symbol grüner Politik stoppt und auf das Verbrennerauto und noch mehr Straßen setzt. Sowohl klimapolitisch als auch wirtschaftspolitisch wäre dies fatal. Denn auch das marode Straßensystem reicht für den wachsenden Verkehrsbedarf nicht aus. Wir werden nicht umhinkommen, mehr Verkehr in öffentliche Verkehrsmittel zu lenken. Es gibt keine Alternative zur Verkehrswende!

Titelbild: Blick aus einem dreckigen Zugfenster auf den Bahnsteig im Bahnhof Leer, Ostfriesland. Das Bild habe ich während einer meiner vielen Zugfahrten gemacht, die ich ohne das D-Ticket sicher nicht unternommen hätte.

Nachtrag: Wie ich gerade über das Radio erfahre, wird der Preis des Deutschlandtickets auf 58 Euro angehoben. Ich bin gespannt, wie sich das auf die Nachfrage des Angebotes auswirkt.